Interview mit Amorelie-Gründerin Lea Sophie Cramer

Lea-Sophie Cramer von Amorelie: Gründerin mit Familiensinn

Job, MUM

Stefanie Staiger

Lea-Sophie Cramer gehört mit ihrem Online-Erotikshop Amorelie zu den erfolgreichsten Gründerinnen Deutschlands. Die Mutter von zwei kleinen Kindern verbindet Familie und Beruf mit viel Leidenschaft, persönlichem Einsatz - und den Großeltern als Back-Up. In unserem Interview berichtet sie, wie ihr das gelingt.

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„Ich vertraue auf mein Bauchgefühl“, sagt Lea-Sophie Cramer (Foto: PR/Amorelie)

Zwei Kinder, eine eigene Firma – und das mit Anfang 30. Warst du schon immer ein zielstrebiger Typ?

Lea-Sophie Cramer: Vor allem ein visionärer und optimistischer Typ und, ja, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann wollte ich das auch erreichen. „Mit dem Kopf durch die Wand“ – ich bin Widder (lacht). Natürlich kann man aber nichts erzwingen und ich bin unglaublich dankbar, dass ich bisher schon so viel erleben durfte und erreichen konnte. Allerdings wachsen meine Träume auch immer mit meinen Erlebnissen mit, also bin ich noch längst nicht angekommen.

Als du „Amorelie“ 2013 gegründet hast, war nicht abzusehen, wie erfolgreich ihr werden würdet. Was hat dich motiviert, dich selbstständig zu machen?

Ein früherer Chef in der Unternehmensberatung sagte mir während meines Praktikums dort: „Wir freuen uns, Ihnen ein Angebot zu machen, aber ich persönlich würde Ihnen raten, Unternehmerin zu werden.“ Ich vermute also, dass meine Art, zu denken und zu handeln, schon vor der Gründung relativ selbstständig war und ich erst mal nur geahnt habe, dass Unternehmertum zu mir passen und mich reizen könnte. Als uns dann die spannende Idee zu „Amorelie“ – einem Premium-Onlineshop für das Liebesleben – kam, zeigte uns der wahnsinnige Erfolg des Buches „Fifty Shades of Grey“, dass die Gesellschaft dafür bereit und die Zeit einfach gekommen war. Diese Idee hat mich dann, gerade im Vergleich zu dem, was es bis dahin an Onlineangeboten im Erotikbereich gab, nicht mehr losgelassen. Also wusste ich, dass es den Versuch wert war. Bei großen Entscheidungen macht es bei mir irgendwann regelrecht „klick“ und dann weiß ich: „Das ist es. Das musst du jetzt machen.“ Es ist natürlich eine Art von Bauchgefühl. Aber dieses Gefühl ist so stark, dass ich keine Angst habe zu versagen. Ich verliebe mich sozusagen in diese vage Idee und stürze mich dann in die Umsetzung.

Viele Frauen sagen, dass sie als Mütter lieber selbstständig arbeiten. Was sind in deinen Augen die Vor- und Nachteile?

Jede Art, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen, hat ihre Vor- und Nachteile. Dadurch, dass ich Chefin unserer Firma bin, habe ich die Möglichkeit, großen Einfluss auf meinen Arbeitsalltag zu nehmen und zum Beispiel meine kleine Tochter mit ins Büro zu bringen. Wir haben dort einen Meetingraum derart umfunktioniert, dass er im vorderen Bereich ein normaler Meetingraum ist und im hinteren Teil, abgetrennt durch einen Paravent, ein Babyzimmer. Ich kann mich hierhin zum Stillen zurückziehen, aber trotzdem an Meetings teilnehmen. Zusätzlich ist unsere Au-pair im Büro dabei, das ist eine enorme Entlastung und Unterstützung. Aber mir ist auch bewusst, dass das die Ausnahme und absoluter Luxus ist. Allerdings sind die Anforderungen an Führungspersonen im Unternehmen oder an andere Selbstständige natürlich enorm – nicht umsonst heißt es ja auch „selbst“ und „ständig“. Also versucht man es in dieser Situation mit dem bestmöglichen Spagat zwischen all den Themen, die einem wichtig sind. Ein Unternehmen zu führen bedeutet, viel Druck aushalten zu müssen, rund um die Uhr erreichbar zu sein und die Verantwortung ernst zu nehmen. Das hört auch nach fünf Uhr nachmittags nicht auf.

Du hast deinen Sohn ab dem dritten Monat mit ins Büro gebracht und keine Elternzeit genommen. Wie machst du das nun mit deiner kleinen Tochter?

Nach der Geburt meines Sohnes war ich drei Monate komplett zu Hause. Einmal in der Woche kam mein Co-Geschäftsführer zu mir und wir haben die wichtigsten Entscheidungen gemeinsam besprochen. Danach war mein Sohn mit im Büro und ich habe Vollzeit gearbeitet, bis er irgendwann in die Kita gegangen ist. Jetzt bei meiner Tochter bin ich, seitdem der Mutterschutz vorbei ist, wieder im Büro, aber mit Babyzimmer und unserer Au-pair. Das Modell hat für mich gut funktioniert, deshalb mache ich es wieder so. Spätestens um 18 Uhr fahre ich nach Hause, um bis circa 20.30 Uhr die Zeit mit unserem Sohn und der Kleinen gemeinsam zu genießen. Danach setze ich mich wieder an den Rechner, soweit es meine Tochter zulässt. Nachts wird gestillt, morgens geht es wieder los. Ich zähle keine Stunden, aber es sind viele. Natürlich ist dieses Modell sehr intensiv und benötigt viel Disziplin, Organisation und Motivation, aber für mich und meine Familie klappt es wirklich gut.

Du hast auch vor der Geburt deiner Kinder nicht lange pausiert…

Ich wollte so lange arbeiten, wie es mir gut ging, und das klappte auch bis zur Geburt. Mein Partner ist großartig. Er ist häufiger auf Geschäftsreisen, steht aber emotional total hinter unserem Modell und bemüht sich sehr, soweit es geht, mit mir gemeinsam viel für unsere Kinder da zu sein. Ich denke, diese emotionale Stabilität und die gemeinsame Vorstellung, wie man sein Leben leben möchte und welchen Stellenwert Familie, Beruf und so weiter haben, ist essenziell, damit Beziehung und Familie gut funktionieren und alle glücklich sind – darum geht es ja. Wenn ich merken würde, dass ich mich von meinen Kindern entferne oder sie nicht glücklich sind, würde ich sofort alle Hebel in Bewegung setzen und es ändern. Unsere Kinder werden also hauptsächlich von uns betreut, unser Sohn geht in die Kita und unsere Au-pair und meine Eltern unterstützen uns tatkräftig. Ich bin selbst Berlinerin, weshalb meine Mutter immer in der Nähe ist. Sie hat sogar einen festen Tag in der Woche, den sie mit den Kindern verbringt. Die eigenen Eltern als Unterstützung zu haben ist das Beste, was einem passieren kann. Niemandem vertraut man so sehr und ich habe das Gefühl, dieser Tag gehört für uns alle zum schönsten der Woche.

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