Was erwartet mich nach dem Kaiserschnitt; unsplash

Bauchgeburt: Was erwartet mich nach einem Kaiserschnitt?

SCHWANGERSCHAFT, Wissen

Uli Morant

Manchmal geht es nicht anders und das Baby muss mit Kaiserschnitt geholt werden. Was dich danach erwartet, worauf du achten musst, wie schnell du wieder fit bist und viele weitere Tipps liest du hier.

Was passiert in den ersten Stunden nach dem Kaiserschnitt?

Die ersten Stunden nach einem Kaiserschnitt sind einfach nur unangenehm – das lässt sich leider nicht beschönigen. Viel trinken und langsam den Kreislauf wieder in Schwung bringen ist alles, was du dir jetzt zumuten solltest. Wenn dein Baby zur Beobachtung in die Säuglingsstation musste, dann mach dir keine Sorgen. Dort wird es von den Säuglingsschwestern (und zusätzlich wahrscheinlich auch von deinem Partner) bestens versorgt. Hat es die OP gut überstanden wird es meist schon im Aufwachraum zu dir gebracht, wo du zur Sicherheit noch etwa zwei Stunden zur Beobachtung bleibst.

Wie schnell du direkt nach der OP wieder fit bist hängt ganz davon ab, ob du eine PDA oder eine Vollnarkose bekommen hast und natürlich auch, ob du davor schon einige Zeit in den Wehen gelegen hast oder nicht.

Wann ein Kaiserschnitt wirklich nötig ist, kannst du hier nachlesen.

Habe ich Schmerzen nach dem Kaiserschnitt?

Aufsetzen und aufstehen – beides schmerzt nach einem Kaiserschnitt, denn es ist eine Bauchoperation und viele Nerven werden dabei verletzt. Jetzt die Heldin spielen ist völlig unnötig. Wenn die Schmerzen zu unangenehm werden, kannst du dir ein Schmerzmittel geben lassen. Meist wird es sowieso vom Arzt angeordnet. Keine Angst: Es werden nur Medikamente gegeben, die beim Stillen völlig unschädlich für dein Baby sind. Anfangs wird es kaum möglich sein, das Kleine selber hochzunehmen, denn das ist eine Bewegung, bei der du alle Bauchmuskeln anspannen müsstest. Dabei helfen dir die Schwester oder dein Partner, … oder wer auch immer gerade zu Besuch gekommen ist um dich und das Baby zu sehen.

Meist ist der Kreislauf einen Tag nach dem Kaiserschnitt wieder so weit hergestellt, dass du herumlaufen kannst. Aber auch hier gilt: Lieber nichts überstürzen.

Kann ich trotz Kaiserschnitt stillen?

Nach einem Kaiserschnitt ist Stillen problemlos möglich, denn es steht nicht in direktem Zusammenhang mit der Geburtsart. Meist wird das Baby schon im Aufwachraum zu dir gebracht, damit du es zum ersten Mal anlegen kannst. Manche Babys bekommen doch ein wenig von der Narkose ab und sind darum die ersten Stunden nach der Geburt nicht ganz so munter und agil. Sie können dementsprechend nicht so kräftig saugen. Wenn du merkst, dass das Baby und du nicht so richtig zusammen findet, dann lass dir von einer Hebamme oder einer Stillberaterin in der Klinik helfen. Sie zeigt dir (und dem Baby), wie das richtige Anlegen geht und hat praktische Ratschläge parat. In den meisten Fällen klappt das Stillen mit ein wenig Geduld. Mehr Tipps und Infos findest du auch hier.

Wichtig ist zu wissen, dass der Milcheinschuss nach einem Kaiserschnitt oft einen Tag später erfolgt als bei einer Spontangeburt, also am vierten statt am dritten Tag. Auch das ist bei jeder Frau individuell und kein Grund zur Besorgnis. Die Vormilch reicht aus, um dein Baby in den ersten Tagen satt zu kriegen.


Wann darf ich nach dem Kaiserschnitt nach Hause?

Bei einem unkomplizierten Kaiserschnitt darfst du frühestens nach vier Tagen, spätestens nach sieben oder acht Tagen nach Hause. Die Hilfe einer Hebamme steht allen, die gesetzlich versichert sind, zu. Die Hebamme kann bis zum zehnten Tag nach der Geburt täglich nach Hause kommen und sich nicht nur um alles rund ums Baby, sondern auch um das Verheilen der Kaiserschnittnarbe kümmern oder bei Stillproblemen und anderen Problemen helfen.

Fühlst du dich auch danach noch unsicher, so kannst du in den ersten 12 Wochen nach der Geburt zusätzlich 16 Hebammentermine in Anspruch nehmen. Sollte der Arzt mehr verordnen, übernimmt auch dafür die Krankenkasse die Kosten. Treten Komplikationen auf, zahlen die gesetzlichen Krankenkassen auch noch weitere Hausbesuche der Hebamme.

Habe ich auch nach einem Kaiserschnitt Wochenfluss?

Auch nach einem Kaiserschnitt kommt es zu Nachwehen und Wochenfluss. Durch die Nachwehen zieht sich die Gebärmutter wieder zusammen. Unabhängig von einer Spontan- oder Kaiserschnittgeburt werden die Krämpfe mit jedem Kind etwas stärker. Der Wochenfluss dauert nach einer Kaiserschnittentbindung meistens etwas länger als nach einer spontanen Geburt, also im Durchschnitt sechs Wochen. Meist ist er schwächer als bei einer normalen Geburt.

Was muss ich die ersten Tage zuhause beachten?

Auch zuhause solltest du dich noch schonen. Nach wie vor wird die Kaiserschnittnarbe beim aufrechten Sitzen schmerzen, darum stillst du dein Baby am besten in einer liegenden Position. Schweres Tragen ist absolut verboten! Du solltest dich wirklich daran halten und deinen Arzt oder deine Hebamme fragen, ab wann du wieder Einkaufstaschen, Kinderwagen etc. anheben darfst. Noch ist die Bauchdecke am Verheilen und es kann zu unangenehmen Folgen kommen, wenn du anfangs etwas zu Schweres trägst.

Dein Baby allerdings darfst du schon nach wenigen Tagen auf dem Arm tragen, doch beim Anheben und Ablegen solltest du darauf achten, keine falsche Bewegung zu machen. Das tut nämlich noch höllisch weh.

Der beste Tipp ist, sich für die erste Zeit Hilfe zu holen: deinen Partner, deine Mutter oder eine Freundin, die im Haushalt helfen, kochen, einkaufen und auch einmal das Baby baden oder eine Runde mit dem Kleinen spazieren gehen. Nach einer Woche wirst du dich bereits deutlich besser fühlen.

Essentials und Helferlein fürs Wochenbett findest du hier.

Wie pflege ich die Kaiserschnittnarbe?

Noch in der Klinik werden am Tag nach dem Kaiserschnitt der Verband und (solltest du eine haben) die Wunddrainage entfernt. Dann ist auch Duschen wieder erlaubt, denn die Naht darf ab jetzt auch nass werden. Trotzdem solltest du darauf achten, sie nach jedem Duschen mit einem sauberen, frischen Handtuch vorsichtig trocken zu tupfen.

Meist wird die Operationsnaht heute mit Fäden vernäht, die sich von selbst auflösen. Wenn nicht, können die Klammern oder Fäden nach sieben bis zehn Tagen gezogen werden, was in den meisten Fällen dein Gynäkologe übernehmen kann. Sollten in dieser Zeit Rötungen oder Schwellungen auftreten, oder die Naht anfangen zu nässen, musst du umgehend Rücksprache mit dem Arzt oder der Hebamme halten. Das alles sind Zeichen, dass sich die Naht entzündet hat. Auch falls du dich unwohl fühlst oder plötzlich Fieber bekommst, ist das in jedem Fall vom Arzt abzuklären.

Es dauert etwa sechs Wochen bis die Kaiserschnittnaht sowohl innerlich als auch äußerlich ganz verheilt ist. In dieser Zeit solltest du dich erholen und schonen. Sobald die Wunde außen abgeheilt ist kannst du sie mit einer wundheilenden Creme oder mit Ringelblumensalbe behandeln. Anfangs ist die Naht noch etwas schwulstig und rot. Die Stelle kann sich auch noch einige Wochen bis Monate etwas taub anfühlen. Später ist von der Naht nur noch ein weißer Strich zu sehen. Die meisten Ärzte setzen die Naht inzwischen auch so tief an, dass sie vom Bikinihöschen verborgen wird.

Sich aufrecht zu halten ist ein Tipp, den viele Ärzte nach einer Kaiserschnitt-OP geben – und es ist gut, den zu befolgen. Gerade beim Sitzen lastet ziemlich viel Gewicht auf der Narbe, was sie wulstig abheilen lassen kann. Beim Stehen spannst du automatisch den Beckenboden etwas an. Der wiederum steht in direktem Zusammenhang mit der tiefen Bauchmuskulatur. Am besten wechselst du zwischen stehen, sitzen, liegen – diese Kombination ist am besten für eine flach abheilende Narbe.

Wöchnerinnen, die normal geboren haben wird empfohlen, in Bauchlage ein festeres Kissen oder ein zusammengerolltes Handtuch unter den Bauch zu schieben. Das hilft bei der Rückbildung der Gebärmutter. Sobald deine Narbe abgeheilt ist, kannst du ebenfalls etwas Druck auf den Bauchbereich bringen. Aber bitte immer schön vorsichtig bleiben.

Solltest du das Gefühl haben, dass die Narbe ungewöhnlich spannt, es über- oder unterhalb des Schnittes zu Anstauungen oder Schwellungen kommt, kannst du dir Behandlungen bei einem Physiotherapeuten verschreiben lassen (auch hier übernimmt in der Regel die gesetzliche Krankenkasse die Kosten). Durch sanfte Massagen, Taping und andere manuelle Therapien kann er dir bei Problemen wirksam helfen.

Sex nach einem Kaiserschnitt – erlaubt oder eher nicht?

Die gute Nachricht ist: Bei Erstgebärenden mit Kaiserschnitt bleibt vieles so wie es war. Hebamme und Arzt werden dir empfehlen, bis nach Abklingen des Wochenflusses zu warten, bevor du und dein Partner euch das erste Mal Sex habt. Das entspricht auch in etwa der Phase, in der die Narbe innen und außen relativ gut verheilt ist.

Alles über Verhütung nach der Schwangerschaft kannst du hier nachlesen.

Ab wann kann ich mit der Rückbildungsgymnastik beginnen?

Auch nach einem Kaiserschnitt solltest du gezielt Rückbildungsgymnastik machen. Selbst wenn die Vaginalmuskulatur nicht, wie bei einer normalen Geburt, beansprucht wurde, hat das Gewicht des Babys wochenlang auf den Beckenboden gedrückt. Es kann also durchaus sein, dass auch nach dem Kaiserschnitt typische Anzeichen für einen „weichen“ Beckenboden, wie eine vorübergehende Inkontinenz (vor allem beim Lachen, Husten, Heben oder Niesen) auftreten.

Leichte Übungen für die Stärkung des Beckenbodens (zum Beispiel im Sitzen anspannen und entspannen) kannst du machen, sobald das Ziehen und die Schmerzen im Bauch nachgelassen haben. Mit gezielter Gymnastik oder Sport solltest du allerdings noch etwa sechs Wochen warten. Bitte vorab unbedingt mit deinem Arzt oder deiner Hebamme klären, ob du schon wieder bereit bist für sportliche Aktivitäten. Wie du nach der Geburt wieder fit wirst, sowie Tipps und Trainingspläne findest du hier.

Was kann ich tun, wenn mir der Kaiserschnitt psychische Probleme macht?

Einige Frauen haben besonders nach einem Notkaiserschnitt, also einem ungeplanten Kaiserschnitt, Probleme damit, das Erlebnis zu verarbeiten. Sie sind traurig, weil sie kein normales Geburtserlebnis hatten. Manche fühlen sich sogar schuldig, weil sie ihr Kind nicht wie vorgesehen zur Welt bringen konnten. Viele plagen sich auch mit Vorwürfen, wenn das Kleine zur Beobachtung in die Säuglingsstation gebracht wurde und sie so der ersten Stunden mit Baby und der so wichtigen ersten „Bonding“-Phase beraubt wurden. Da hilft es wenig, dass einem Partner, Verwandte und Freunde sagen, man solle sich doch über das gesunde Kind freuen und glücklich sein.

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Wenn du merkst, dass dich die Kaiserschnittgeburt beschäftigt, sind erste und sehr gute Ansprechpartner die Hebamme oder der Frauenarzt. Beide verstehen genau, was dich beschäftigt, können aus fachlicher Sicht erklären, warum ein Kaiserschnitt nötig und unvermeidlich war. Auch die Ärzte in der Klinik, die den Kaiserschnitt durchgeführt haben, sind für so ein Gespräch immer offen und können dir genaue Auskunft über deinen speziellen Fall geben. Grundsätzlich ist es gut, viel darüber zu sprechen, am besten auch mit Müttern, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben ( Einige Berichte von betroffenen Müttern kannst du hier nachlesen) und ganz bewusst um das Erlebnis einer „normalen“ Geburt zu trauern.

Solltest du merken, dass deine Stimmung trotzdem nicht besser wird und deine Gedanken nach wie vor um das Kaiserschnitt-Erlebnis kreisen, kannst du darauf deine Hebamme oder deinen Arzt ansprechen. Sie können dir geschulte Therapeuten nennen, die dir helfen können, das Erlebte besser zu verarbeiten.

 

Bilder: Alex Hockett/Unsplash, Getty

 

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