Sprachentwicklung: So lernt euer Kind sprechen

BABY, FAMILIE, Wissen

Sofia Vittoria Nanni

Schon unmittelbar nach der Geburt beginnen Babys bereits mit der Welt zu kommunizieren. Beginnend mit den ersten Schreien im Kreißsaal, folgen viele kleine Schritte, bevor euer Kind richtig sprechen lernt. Hier könnt ihr nachlesen, wie sich die Sprachentwicklung im Laufe der ersten 2 Lebensjahre darstellt.

Die Sprachentwicklung bei Kindern findet hauptsächlich in den ersten 3 Lebensjahren statt. Genau wie bei den ersten Schritten gibt es für jedes Kind den richtigen Zeitpunkt für die Aussprache der ersten Wörter. Daher ist es wichtig, von Anfang an zu verstehen, dass jedes Kind ganz individuell sprechen lernt. Zu seiner Zeit, auf seine eigene Weise.

Kommunikation – der erste Schritt

Die Sprachentwicklung und das Sprechenlernen starten lange bevor euer Baby das erste klar verständliche Wort ausspricht. Dem Entstehen der verbalen Sprache geht eine Phase voraus, in der das Kind eine Reihe von kommunikativen Fähigkeiten erwirbt, die für die sprachliche Entwicklung unerlässlich sind. Während des ersten Lebensjahres lernt es, mit der „Außenwelt“ zu kommunizieren. Durch Gesten und Geräusche (Lächeln, Grimassen, Weinen usw.) zeigt es den Erwachsenen seine Bedürfnisse und Gefühle. Anfänglich sind solche Verhaltensweisen nicht beabsichtigt, aber mit der Zeit nehmen die Interpretation, die Verstärkung und die Reaktionen, die Erwachsene auf diese Signale geben, allmählich eine präzise und stabile kommunikative Bedeutung für das Kind an.

Sprachentwicklung von der Geburt bis zum ersten Lebensjahr

Bei gesunden, unauffälligen Kindern verläuft die Sprachentwicklung in einer Reihe von aufeinander folgenden Stadien:

0-3 Monate

In den ersten 3 Lebensmonaten lernt das Kind die Welt kennen. Obwohl es die meiste Zeit schläft, bereitet es sich in seinem täglichen Leben immer noch auf das vor, was bald die ersten Worte sein werden. Es hört allen Geräuschen, die ihn umgeben, aufmerksam zu. Es beobachtet, wenn Erwachsene sprechen, durch lautes Weinen trainiert es seinen Stimmapparat. Mit der Zeit verdeutlicht sich dem Baby der Zusammenhang zwischen seinem Schreien und der darauffolgenden Reaktionen seiner Mitmenschen. Es übt sich in der frühesten Kommunikation, indem es seine Bedürfnisse äußert und eine entsprechende Reaktion erwartet.

3-6 Monate

Nach der allerersten Phase, d.h. den ersten drei Monaten, beginnt das Kind langsam mehr sensorische Fähigkeiten zu erlangen. Zum Beispiel lächelt es jetzt bewusst (das sogenannte „soziale Lächeln“), reagiert also auf freundliche Gesichter. In diesem Zeitraum beginnt eine Phase, in der das Kind mehr Interaktion mit den Erwachsenen, hauptsächlich mit der Mutter, hat. Es handelt sich um einen kommunikativen Austausch, ähnlich wie bei echten Gesprächen, die aus Blicken, Lächeln und Ausrufen bestehen.

6-9 Monate

Ab dem Alter von 6 Monaten beginnen die Laute des Kindes allmählich dem Sprachklang seiner Eltern zu ähneln. Die sogenannte Lallphase beginnt, in der das Kind die gleiche Silbe der Reihe nach wiederholt. Diese Silben haben noch immer keine Bedeutung, weil das Kind der gesprochenen Silbe noch keine Bedeutung zugeordnet hat und sich nicht bewusst ist, dass es spricht. An diesem Punkt ist das Gegenüber des Babys wichtig, die Erwachsenen die mit ihm sprechen, seine Silbenlaute wiederholen, neue hinzufügen und dem Baby Wörter vorsprechen. Dadurch kann das Kleine eine größere Vielfalt an Silben ausprobieren. Etwa im Alter von 8-9 Monaten beginnt die sogenannte zweite Lallphase. Die Silbenkombinationen sind jetzt aufwendiger und das Kind wiederholt nacheinander verschiedene Silben.

9-12 Monate

Wenn das Kind sich dem ersten Lebensjahr nähern, passiert der Übergang von unbeabsichtigter zu beabsichtigter Kommunikation. Das Kleine wird sich seiner Kommunikationsmöglichkeiten und der Auswirkungen seines Verhaltens auf die Mitmenschen bewusst und lernt, diese zur Erreichung eines Zieles einzusetzen. Aus den intensiven Lautspielchen des Kindes werden jetzt regelrechte Lallmonologe. Darüber hinaus versteht es, dass es eine Beziehung gibt zwischen dem, was es will, und seinen stimmlichen Äußerungen.

 

Auch bevor euer Kind sprechen kann, lernt es zu kommunizieren | Bild: Getty

Sprachentwicklung im Alter von 12 bis 36 Monaten

12-18 Monate

Nachdem euer Kind gelernt hat, mehrere Silben aneinander zu reihen, hat es bis zum Alter von 18 Monaten eine Wortschatzerweiterung von etwa 8-10 Wörtern. Diese beziehen sich ausschließlich auf sichtbare und konkrete Dinge aus ihrer Umgebung. Diese Wörter werden oft in einer speziellen „Kindersprache“ gesprochen (z.B. wauwau um einen Hund zu zeigen). Ein Kleinkind in diesem Alter versteht aber schon ganz gut, was man ihm mitteilt, indem es die Schlüsselwortstrategie anwendet und Mimik und Gestik der Sprecher deutet. Auf diese Weise versteht es Verbote, einfache Fragen und es ist auch in der Lage kleine Aufträge zu erfüllen. In diesem Zeitfenster gibt es eine beträchtliche Diskrepanz zwischen eigener Sprache und dem Verständnis von Worten: Kinder verstehen viel mehr Wörter, als sie selbst sagen können.

18-24 Monate

Ab einem Alter von 18 Monaten kommt es zu einer regelrechten Explosion des Wortschatzes. Im Alter von 24 Monaten hat das Kind einen Wortschatz von etwa 200 Wörtern. Weil ihm nun mehr Ausdrucksmöglichkeiten zur Verfügung stehen, kann es diese zu einer Art Satz aneinanderreihen, um sich mitzuteilen. Es lernt Verben und Adjektive, die es jetzt neben vielen Substantiven benutzt. Insgesamt spricht das Kind aber noch recht undeutlich. Es wird oft nur von seinen Bezugspersonen verstanden, da es viele Wörter auch stark vereinfacht ausspricht.

24-36 Monate

Die Sprachentwicklung des Kindes im Alter von 2 bis 3 Jahren fällt mit der Fähigkeit zusammen, einen vollständigen Satz zu bilden. Außerdem erlangt es die Fähigkeit Wörter phonetisch korrekt auszusprechen. Der Wortschatz des Kindes erreicht etwa 500 Wörter.


Tipps und Tricks um die Sprachentwicklung zu fördern

Wie kannst du dein Kind bei der Sprachentwicklung unterstützen. Hier sind hilfreiche Tipps…

Langsam sprechen

Von den ersten Monaten an ist das Kind einem kontinuierlichen Klangfluss ausgesetzt. Das bedeutet, dass es unter Umständen Schwierigkeiten haben kann, zu unterscheiden, wann ein Wort endet und wann ein neues beginnt. Aus diesem Grund ist es wichtig, mit dem Kind in langsamer und rhythmischer Weise zu sprechen.

Worte mit Gesten begleiten

Es kann nützlich sein, das Sprechen durch Gesten zu begleiten. Gesten sind sehr wichtig für die kommunikative und sprachliche Entwicklung des Kindes, vom einfachen Zeigen mit dem Zeigefinger, um eine Bitte auszudrücken, über die Unterstützung der Hand beim „Hallo“ bis hin zur Organisation realer Aktionen mit Gegenständen. Deshalb ist es wichtig, bei kleinen Kindern Worte mit Gesten zu kombinieren, damit sie den Namen und die Bedeutung der gesprochenen Worte besser verstehen.

Dem Kind ermöglichen, sich auszudrücken

In allen Entwicklungsphasen ist es wichtig, die kommunikativen Initiativen des Kindes zu fördern und zu unterstützen. Auf diese Weise spürt es, dass seine kommunikativen Bemühungen geschätzt und anerkannt werden, und es wird motiviert Worte und Laute auszuprobieren. Eltern sollten das eigene Kind nicht korrigieren oder Sätze vervollständigen, sondern ihm zu erlauben, sich selbst so auszudrücken, wie es kann und möchte. Dies wird auch der emotionalen Entwicklung des Kindes zugute kommen und es selbstbewusster und gelassener machen.

Zusammen Lesen

Das regelmäßige Vorlesen ist für eine gute Sprachentwicklung das Beste, was Eltern tun können. Das gemeinsame Lesen bietet viele Möglichkeiten, um das Lernen des Kindes aus allen Blickwinkeln anzuregen. Es fördert seine kommunikative, sprachliche und kognitive Entwicklung. Vor allem auf sprachlicher Ebene stimuliert das Hören einer Geschichte beim Vorlesen das verbale Verständnis und ermöglicht das natürliche Erlernen der ersten Wörter.

Wichtig ist, das Buch nach dem Alter und den Interessen des Kindes auszuwählen. Außerdem wünschen sich Kinder oft, dass immer das selbe Buch vorgelesen wird – zumindest für eine Zeit. Dem sollten Eltern nachgeben, auch wenn es sie selbst schon langweilt. Für Kinder ist es eine gute Hilfe, Wörter auswendig zu lernen und sie lieben die Wiederholung. Ältere Kinder, die bereits ganze Sätze formulieren können, werden außerdem durch die schon bekannte Geschichte angeregt, Handlungsstränge zu verstehen und selber wiederzugeben.

 

Bild im Slider und auf der Startseite: Unsplash

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