Richtig oder falsch? Die populärsten Schwangerschaftsmythen

SCHWANGERSCHAFT, Wissen

Kaum kündigt sich der Nachwuchs an, schon werden die Mütter in spe mit Ammenmärchen überschüttet! Ob Essen in der Schwangerschaft oder die beliebten Schwangerschaftsmythen! Kennt ihr sie auch? Spitzer Bauch: Es wird ein Junge! Nur noch Lust auf Süßigkeiten? Sicher ein Mädchen! Was ist dran an den verschiedenen Aussagen? Wir haben nachgeforscht und Experten befragt.

Mythos 1: Schwangere essen am liebsten saure Gurke mit Nutella

Saure Gurken sollen bei vielen Schwangeren hoch im Kurs stehen (Foto: Pixabay)

Ein Mythos, der sich hartnäckig hält, sind die angeblich abartigen Gelüste vieler Frauen in der Schwangerschaft.  Die sauren Gurken mit Nutella sind ein Klassiker – aber Hand aufs Herz: Wer von euch hat diese gruselige Kombination jemals ausprobiert? Was ist dran an den Geschmacksverirrungen?

Das sagt die Expertin:
Dr. Simone Frey, Ökotrophologin, Gründerin Nutrition Hub: „In der Schwangerschaft hat der Körper durch die hormonelle Umstellung einen erhöhten Nährstoffbedarf. Er braucht jetzt etwas mehr Kalorien und viel mehr Vitamine und Mineralstoffe als sonst. Die Gelüste, die Schwangere empfinden, sind deshalb sogar sinnvoll: Sie führen dazu, dass Lebensmittel mit Nährstoffen, die der Körper besonders braucht, vermehrt gegessen werden.“ Ob es wirklich Essiggurken mit Nutella sein müssen, sei allerdings dahingestellt.

Mythos 2: Spitzer Bauch = Junge, runder Bauch = Mädchen 

An der Bauchform der werdenden Mutter soll sich das Geschlecht des Babys erkennen lassen. Ein runder Bauch und eine insgesamt eher breite Statur deuten demnach auf ein Mädchen hin. Ein spitzer Bauch, der sich bei sonst eher schmaler Figur nach vorn wölbt, soll Anzeichen für einen Jungen sein.

Das sagt die Expertin:
Lillydoo-Hebamme Sissi Rasche stellt klar: „Diesen Mythos gibt es schon sehr, sehr lange. Angeblich wurde bereits in der Antike versucht, auf diese Art das Geschlecht des Babys vorauszusagen. Bei meiner täglichen Arbeit als Hebamme begegnet mir diese Überzeugung aber nur selten. Die meisten Mütter wissen, dass sich allein durch die Bauchform das Geschlecht ihres Babys nicht bestimmen lässt. Damit haben sie auch recht: Die Form des Bauches lässt keine sichere Prognose über das Geschlecht zu.“

Mythos 3: Jedes Kind kostet einen Zahn

Was ist dran an der Großmutterweisheit, dass jedes Kind einen Zahn kostet? Bezahlt frau wirklich jede Schwangerschaft mit einer unschönen Zahnlücke? Oder ist das ein veralteter Spruch?

Das sagt die Expertin:
Dr. Stefanie Russell forscht an der New York University und erklärt: „Durch die Schwangerschaft verändert sich der pH-Wert des Speichels, wodurch die Frauen anfälliger für Karies werden. Durch die verstärkte Durchblutung kann es zudem häufiger zu Zahnfleischbluten kommen, was dann wiederum Entzündungen begünstigt. Außerdem braucht der Körper mehr Kalzium und Fluorid – zwei Stoffe, die er den Zähnen entzieht.“ Damit die Zähne alles unbeschadet überstehen, sollten Schwangere in den neun Monaten deshalb mindestens zweimal zum Zahnarzt gehen und in dieser Zeit besonders auf ihre Mundhygiene achten.

Mythos 4: Bei starker Übelkeit wird es ein Mädchen

Starke Übelkeit soll laut Volksmund auf ein Mädchen hindeuten (Foto: Pixabay)

Viele Schwangere leiden in den ersten zwölf Wochen unter starker Übelkeit. Morgens ist ihnen schon flau im Magen und mittags bekommen sie kaum einen Bissen hinunter. Der Volksmund behauptet, starke Übelkeit deute auf ein Mädchen hin.

Das sagt die Expertin:
Schuld an der Übelkeit, die viele Schwangere im ersten Trimester plagt, ist der Anstieg des  humanen Choriongonadotropins (HCG). Das Hormon kann zu Erbrechen führen, aber ein direkter Zusammenhang zwischen Übelkeit und dem Geschlecht des Kindes besteht nicht. „Zwar haben Frauen, die Mädchen erwarten, einen höheren HCG-Spiegel als Frauen, die einen Jungen erwarten, aber ein verlässlicher Indikator ist das nicht“, sagt die Hebamme Regine Knobloch. Es gebe auch Frauen, die Mädchen bekämen und von der Übelkeit komplett verschont blieben.

Mythos 5: In der Schwangerschaft bekommt man eine Schuhgröße mehr

Kaum hat sich Frau an den wachsenden Bauch gewöhnt, schon kommt der nächste Schock: auch die Füße werden größer beziehungsweise breiter! Schuld sind vor allem vermehrte Wassereinlagerungen während der Schwangerschaft. Aber passen die Pumps nach der Geburt wieder? Oder müssen neue Schuhe her?

Das sagt der Experte:
Der Mediziner Johannes Christian Hentschel von der Uniklinik Münster hat eine Studie durchgeführt und die Füße von Schwangeren gemessen. „Im Ergebnis nahmen Fußlänge, -breite und -volumen zu“, so der Arzt. „Die Längenzunahme entspricht etwa einer viertel Schuhgröße.“ Allerdings handelt es sich um ein vorübergehendes Phänomen. In den Wochen nach der Geburt schwemmt der Körper das eingelagerte Wasser wieder aus. Danach sollten die alten Schuhe wieder passen.

Mythos 6: Sex in der Schwangerschaft schadet dem Baby

Sex-in-derSchwangerschaft

Schadet Sex in der Schwangerschaft dem Baby? (Foto: Unsplash)

Viele werdende Eltern haben Sorge, dass Sex in der Schwangerschaft dem Ungeborenen schaden könnte. Aber was ist dann die Alternative? Neun Monate Enthaltsamkeit üben? Was ist dran am Gerücht, dass Sex während der Schwangerschaft besondere Risiken beinhaltet?

Das sagt der Experte:
„Werdende Eltern können alles tun, was ihnen Spaß macht. Das Kind liegt gut geschützt im Fruchtwasser der Fruchtblase“, so Christian Albring vom Berufsverband der Frauenärzte (BVF). Kurz vor dem Geburtstermin sollten Paare jedoch vorsichtiger sein, da Sex wehenfördernd sein kann. Bei einer Neigung zu Früh- und Fehlgeburten rät der Experte zum Verzicht. Hygiene ist beim Sex in der Schwangerschaft besonders wichtig, da Infektionen ebenfalls ein Risiko für das Baby darstellen.

Mythos 7: Gestresste Frauen bekommen eher Mädchen

Frauen, die vor ihrer Schwangerschaft viel Stress hatten, bringen angeblich eher Mädchen zur Welt. Grund soll der erhöhte Spiegel des Stresshormons Cortisol im Blut sein. Auch krisenhafte Ereignisse oder politische Umbruchzeiten sollen dafür sorgen, dass die Geburtenrate von Mädchen ansteigt.

Das sagt der Experte:
Dr. Cecilia Pyper von der britischen Oxford University hat in einer Studie festgestellt: Bei Frauen, die häufig unter Stress stehen steigt der Cortisolspiegel im Körper signifikant. Von 130 Babys, die von gestressten Frauen geboren wurden, waren 72 Mädchen und 58 Jungen, „Unsere Untersuchung untermauert die Theorie, dass sich männliche Chromosomen von Natur aus schlechter einnisten können, wenn das Cortisolniveau relativ hoch ist“, so Pyper.

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