FlowBirthing – eine Bewegung für die Geburt im Einklang mit sich selbst

SCHWANGERSCHAFT, Wohlfühlen

Silvia Silko

Alles im Flow? Meint: Alles in Bewegung, im Fließen, ohne Hindernisse, im Einklang mit der Umwelt. Klingt spirituell? Ist es auch! FlowBirthing verspricht auf eben dieser spirituellen Ebene Geburtserlebnisse voller Freude. Wir schauen uns das Buch dazu von Kristina Marita Rumpel an

Rumpel verrät direkt zu Anfang ihres Buches „FlowBirthing. Geboren aus einer Welle der Freude“ ihre Leitmotive. Hierbei fallen Schlagwörter wie neue Geburtskultur, Geburt als Geschenk und Kraftquelle oder Urkraft. In ihrem Buch geht es also nicht so sehr um medizinische oder wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern um das Bewusstsein der Frau bei einer Geburt.

Mit „FlowBirthing“ zurück zu den Wurzeln

Sich wieder mehr spüren, wissen was der Mensch wirklich braucht und die innere Kraft finden sind nicht nur Wünsche von Rumpel oder Mitstreiterinnen. Das Bedürfnis nach mehr Achtsamkeit und (Selbst-)Bewusstsein scheint uns dieser Tage häufig zu begleiten. Vielleicht liegt dies an der überdigitalisierten Welt und an der Tatsache, dass wir heutzutage nicht mehr an Multitasking vorbeikommen, oder aber auch daran, dass wir das Gefühl haben, alles würde sich stetig beschleunigen. Die Gründe mögen vielfältig sein, das Bedürfnis ist natürlich ernst zu nehmen.
Rumpel sucht nach Ursprünglichkeit. Entsprechende Kapitel lesen sich wie ein Appell gegen die Entfremdung des Menschen von der Natur. So skizziert sie die Geschichte der Geburtshilfe, in der vor allem erfahrene Mütter den gebärenden Frauen den Weg zur eigenen Stärke aufgezeigt haben. Tatsächlich war die Geburtshilfe ab dem Mittelalter keine reine „Frauensache“ mehr, sondern wurde unter dem Blick der Kirche oder neugieriger Mediziner zu einer ziemlich blutigen Angelegenheit. Rumpel meint, dass wir auch heute noch dieses Erbe mit uns tragen und möchte dabei helfen, sich von eben diesem zu lösen.

Für mehr Fragezeichen

Sowas ist natürlich leichter gesagt als getan. Immerhin befinden wir uns alle in einem recht sicheren medizinischen System und genießen perfekte Versorgung. All das möchten wir nicht missen. Sich aus genau diesem System zu lösen und es in Frage zu stellen dürfte gar nicht so einfach sein. Allerdings ist dies ja auch kein Muss: Es reicht schon, wenn frau sich dank Rumpel und ihren Fragestellungen ein wenig zu wundern anfängt und ins Grübeln gerät. Denn wie auch immer die Geburt geplant ist, es ist immer gut darüber zu reflektieren, was man eigentlich will und was nicht. Selbstbestimmt und Selbstbewusst in den Kreißsaal zu gehen, ist eine große Stärke, die aus Ohnmacht und Unsicherheit heraus helfen kann.
Rumpel stellt ganz gezielte Fragen an die Leserin, versucht zum Nachdenken anzuregen und mahnt immer und immer wieder, dass es bei der Geburt in erster Linie um die werdende Mutter und ihr Neugeborenes geht. Die Verbindung dieser beiden Menschen sollte im Vordergrund stehen, sowie die Fähigkeit der Mutter genau zu wissen was sie aber auch ihr Neugeborenes braucht. Ziel ist es für Rumpel, dass die Geburt den Selbstwert stärkt und dass eine Geburt mit Kraft und Würde durchgeführt wird.

Ein bisschen Eso schadet nie

Kristina Marita Rumpel: Flow Birthing. Geboren aus einer Welle der Freude. Man Kau Verlag, 18,90 Euro

Kristina Marita Rumpel: Flow Birthing. Geboren aus einer Welle der Freude. Man Kau Verlag, 18,90 Euro

Das ist tatsächlich alles sehr esoterisch und spirituell. Zugegeben: Der Zugang dazu ist Typsache. Ob nun wirklich die „Wehen“ weniger schmerzhaft werden, wenn wir sie „Wellen“ nennen und ob der Geburtsschmerz sich verflüchtigt, wenn uns bewusst ist, dass unser Geist hier vieles steuert ist fraglich. Zumindest wirkt es so, als müsse frau schon Einiges an Meditationserfahrung mit sich bringen, um eine wirklich schmerzfreie Geburt erleben zu können.
Dennoch: Was Rumpel tut, ist gesundes in Frage stellen. Sie möchte gar keine neuen Geburtsmethoden zeigen, sondern „emotionale Schranken“ aufheben und sich mit dem „eigenen Seelengrund“ beschäftigen. Eine konkrete Anleitung gibt es dafür nicht, sondern Anregungen, Impulse aber auch Ideen zur Mediation, Atmung und Haltung. Sie möchte damit erzielen, dass Frauen sich mehr zutrauen und nicht ihre Verantwortung und ihr Gefühl an der Tür zum Kreissaal abgeben – ohne dabei den Wert eines Experten zu unterschätzen. Schließlich definiert Rumpel die Geburt „im Flow“ folgendermaßen: „Sich der Selbstverantwortung bewusst zu sein und die eigenen Wahrnehmungen und Bedürfnisse mitzuteilen, und dennoch dankbar Hilfe annehmen zu können.“
Klingt ganz vernünftig. Und auch wenn man selber vielleicht gar nicht so der spirituelle Typ ist, ist es gar nicht falsch, sich auch mal mit alternativen Gedanken zu beschäftigen – wer weiß welche Erkenntnisse hierbei zu Tage gefördert werden könnten.

 

Titelbild: unsplash.com/ Fineas Gavre

 

 

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