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Zurück im Job: Und wer übernimmt die Kinderbetreuung?

MUM, Menschen

Nach der Elternzeit wollen (oder müssen) die meisten Mütter wieder in den Job einsteigen. Doch was, wenn es mit dem Kita- oder Kindergartenplatz nicht sofort klappt oder die Betreuungszeit nicht ausreicht? Welche anderen Optionen der Kinderbetreuung gibt es?

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Loslassen ist nicht leicht. Doch wenn die Eltern in den Job zurückkehren, wird Fremdbetreuung nötig (Foto: Pixabay)

 

Der Plan war perfekt, mit dem Arbeitgeber war auch schon alles abgesprochen: Anfang September wollte Simone in ihren Job als Ernährungswissenschaftlerin an der Uni zurückkehren. Nicht Vollzeit, aber zumindest 70 Prozent. Tochter Mia sollte mit 15 Monaten in die Kita gehen. Ihr Vater arbeitet unter der Woche in Hamburg, hat aber freitags Homeoffice-Tag und ist zu Hause, kann also die Kleine hinbringen und abholen.Die anderen Tage übernimmt Simone. Betreuungszeit: 8 bis 17 Uhr. So weit der Plan. Die Realität sah dann jedoch ganz anders aus. „Mitte August bekamen wir einen Anruf, dass es mit dem Kitaplatz doch nichts wird, zumindest nicht zu unserem Wunschtermin im September. Ein anderes Kind, das schon länger auf der Warteliste stand, hatte kurzfristig wegen Dringlichkeit den Vorzug bekommen.“ Ärgerlich, aber keine Ausnahme. Besonders in Großstädten wie Berlin, Hamburg, Köln und München sind Kitaplätze heiß begehrt – und Mangelware. Der Andrang ist groß, die Wartelisten sind lang. Ein Dilemma für alle berufstätigen Eltern, denn: Wer betreut das Kind? Diese Frage stellten sich auch Simone und ihr Mann. Schnell war klar: Es muss eine Alternative zur Kita her, denn den Einstieg in den Job zu verschieben war keine Option. „Ich habe lange studiert, promoviert, viel Zeit und Energie in meine Arbeit gesteckt. Ich wollte nach der Elternzeit auch wieder zurück. Hausfrau zu sein und daheimzubleiben ist einfach nichts für mich“, erklärt Simone. Selbst wenn sich das Paar eine längere Elternzeit finanziell hätte leisten können – Simone möchte arbeiten. Andere, vor allem Alleinerziehende, haben diese Wahl gar nicht. Sie müssen arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. „Wir haben uns dann ziemlich schnell nach einer Tagesmutter umgeschaut und sind zum Glück auch fündig geworden. Im Nachhinein muss ich sagen, dass es vermutlich die bessere Lösung für Mia und uns war. Die Tagesmutter ist sehr nett, sie wohnt in der Nähe und nimmt maximal fünf Kinder auf, es ist also eine sehr kleine Gruppe und dadurch auch eine sehr familiäre Atmosphäre. Mia fühlt sich wohl dort. In einer großen Kitagruppe hätte sie zu den Jüngsten gehört und wäre vielleicht untergegangen. So habe ich ein gutes Gefühl, wenn ich sie morgens bei ihrer Tagesmutter abgebe und am Nachmittag dann wieder abhole“, sagt Simone.

Kinderbetreuung auf dem Land: Auch hier fehlen Angebote

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Professionelle Tagesmütter betreuen meist mehrere Kinder (Foto: Pixabay)

 

Doch neben dem Kitaplatz-Mangel in den Ballungszentren sieht es auch auf dem Land nicht besser mit Betreuungsmöglichkeiten aus. Cornelia ist alleinerziehend und kehrt im Oktober halbtags in ihren Job als Sozialpädagogin in einer Beratungsstelle zurück. Ihr Sohn Julius ist eineinhalb, doch einen Kindergartenplatz bekommt er in der fränkischen Provinz erst mit drei. „Mein Arbeitgeber ist mir schon entgegengekommen, ich kann mir meine Stunden relativ flexibel einteilen. Aber auch ich habe feste Termine und vor allem brauche ich den Job, denn ich bin allein mit meinem Kind. Ich kann es mir gar nicht leisten, länger zu Hause zu bleiben, selbst wenn ich es wollte“, erklärt Cornelia. Zum Glück wohnen ihre Eltern im gleichen Ort. Sie sind pensioniert, noch rüstig und gesund und unterstützen ihre Tochter gerne bei der Kinderbetreuung. „Natürlich ist das ein Privileg. Ich weiß meinen Sohn bei seinen Großeltern in den besten Händen. Aber ich habe auch permanent ein schlechtes Gewissen, weil ich ihnen ein kleines Kind zumute. Meine Eltern haben selbst drei Kinder großgezogen. Eigentlich sollten sie jetzt ihren Ruhestand genießen und sich um sich selbst kümmern“, sagt die Sozialpädagogin. Die Großeltern empfinden ihren Enkel nicht als Belastung. „Wir machen das gern“, sagt Cornelias Mutter. „Aber was mich wütend macht, ist das schlechte Betreuungsangebot für junge Eltern. Dafür bin ich in den 1970er-Jahren auf die Straße gegangen und habe mich für die 35-Stunden-Woche und bessere Kinderbetreuung engagiert. Und was ist das Resultat? Heute springen die Großeltern ein, weil die Politik es nicht schafft, eine flächendeckende Betreuung für Kinder von Berufstätigen zu organisieren. Im Jahr 2017. Das ist ein Armutszeugnis.“

Glücklich schätzen können sich die Eltern, bei denen die Großeltern gerne die Kinderbetreuung übernehmen

 

Alternative Kinderbetreuung: Nanny und Patengroßeltern

Abseits von staatlich unterstützten Einrichtungen wie Kindergärten, Kitas und Krippen sowie Tagesmüttern gibt es auch die Möglichkeit, sich eine private Kinderbetreuung in Form eines Kindermädchens (oder -jungen) zu suchen. Eine Nanny, die sich zu Hause um das Kind bzw. die Kinder kümmert und auch am Wochenende oder am Abend einspringt, wenn die Eltern unterwegs sind. Die meisten Nannys haben einen pädagogischen Background oder kommen aus dem Pflegebereich. Als Freiberufler verhandeln sie ihren Stunden- oder Tagessatz frei. Er liegt in der Regel deutlich höher als die Kosten für eine Tagesmutter. Deshalb kommt diese Variante nur für Familien infrage, die sich das auch leisten können. Für die Durchschnittsfamilie ist hingegen schon ein einziger Abend, den der Babysitter übernimmt, damit die Eltern mal wieder ins Kino oder Konzert können, ein kleiner Luxus.
Neben kostspieliger privater Betreuung gibt es für Eltern eine weitere Möglichkeit, sich Hilfe zu holen: die Patengroßeltern. So nennen sich Pensionäre, die in ihrer Freizeit Familien bei der Kinderbetreuung unterstützen, etwa indem sie die Kinder von der Kita abholen, sie zum Musikunterricht bringen, mit ihnen auf den Spielplatz gehen, vorlesen, basteln oder malen. „Lauter Dinge, die auch echte Großeltern machen, nur dass diese eben oft nicht im selben Ort wohnen, gesundheitlich angeschlagen sind oder bereits nicht mehr leben“, erklärt Birgit Plank von den Berliner Familienfreunden e. V. . Viele Senioren übernehmen eine Rolle als Patenoma oder Patenopa ehrenamtlich oder gegen eine kleine Aufwandspauschale. Einfach weil es ihnen Spaß macht, sie den Umgang mit Kindern mögen, keine eigenen Enkel haben oder das Gefühl schätzen, noch gebraucht zu werden. Eine Win-win-Situation für alle Beteiligten: Die Eltern werden entlastet, die Kinder profitieren von der Lebenserfahrung und Gelassenheit der Senioren und die Leihgroßeltern genießen die Zeit mit den Kleinen.

Mehr zum Thema Kinderbetreuung und welche weiteren Möglichkeiten es gibt, lest ihr in der Luna mum 28! Dies sind die weiteren Themen des Heftes.

Foto Teaser: istock

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