Rike Drust Muttergefühle zweites Kind

Interview: Autorin Rike Drust erzählt, was das zweite Kind so besonders macht

MUM, Medien, Menschen

Uli Morant

Autorin Rike Drust ist noch einmal Mutter geworden und hat mit der gewohnten Portion Ironie und Humor ihre Erlebnisse und Erkenntnisse in einem Buch verarbeitet: „Muttergefühle. Zwei“. Wir haben sie zum Thema "zweites Kind" interviewt...

Was hat Sie daran gereizt, Ihre Muttergefühle in einem Buch zu verewigen?

Rike Drust: In einem Wort? Diese schräge Einsamkeit. Mit meinem Sohn fühlte ich mich in der ersten Zeit sehr allein. Weil ich viel mit ihm allein war und weil ich so viele Themen mit mir rumschleppte, über die ich mich nicht so richtig zu reden traute. Zum Beispiel hat mich die Verantwortung für dieses kleine Menschlein gegruselt. Dass sein Vater im Gegensatz zu mir noch sein altes Leben hatte, machte mich wütend. Und diese fast schon wahnsinnige Liebe zum Kind war mir so neu. Mit dem Buch wollte ich zeigen, wie es mir geht, und hoffte sehr, dass ich mit diesen ganzen Gefühlen nicht allein dastand.

Können Sie beschreiben, was Sie dazu bewogen hat, nach dem ersten Kind zu sagen: „Auf keinen Fall ein zweites …“?

Vor allem anderen war es der Schlafmangel. Mein erstes Kind hat so unfassbar schlecht geschlafen und gehört auch eher zu den Kindern, die ein bisschen, äh, emotionaler sind. Energiemäßig war ich deshalb sehr lange im Minus und konnte mir in der damaligen Konstellation – Mann arbeitet superviel, ich bin superviel allein verantwortlich – kein weiteres Kind vorstellen.

Wie und warum haben Sie sich dann doch noch umentschieden?

Ich erlebte, dass sich Schlaf und Emotionen irgendwann doch relativieren. Das konnte ich mir sehr lange nicht vorstellen. Und ich spürte eines Tages ganz deutlich: Es wäre wunderbar, wenn jetzt noch ein Menschlein dazukommt. Ich hatte wieder Energie und große Lust darauf, dass ein weiteres Kind wenig schläft und viel lacht und mein Essen eklig findet. Zum Glück!

Was macht die zweite Schwangerschaft so besonders?

In meinem Fall: dass sie gar nicht besonders war. Ich bin ein sehr großer Fan von Normalität und Alltag, sodass es mir meistens gefiel, wenn ich zwischendurch merkte: Ach ja, ich bin ja schwanger. Das ging natürlich nur, weil die Schwangerschaft unkompliziert war, trotz Diabetes.

Gab es bei Ihrer zweiten Schwangerschaft bestimmte Dinge, die Sie auf keinen Fall mehr machen wollten?

Der Geburtsvorbereitungskurs beim ersten Kind war nicht meins. Deshalb war ich beim zweiten einfach bei keinem. Schwangerschaftsyoga fiel auch aus, weil ich bis kurz vor der Geburt immer gearbeitet habe, wenn der Große in der Kita war. Das Einzige, das ich gemacht habe, war ein Geschwisterkurs mit meinem Sohn.

Hat sich die Dynamik in Ihrer Familie nach dem zweiten Kind geändert?

Der Schlaf wurde nicht mehr und der Streit nicht weniger. Aber wir sind irgendwie trotzdem alle glücklicher und tatsächlich mehr im Gleichgewicht. Dem Großen tut es gut, dass er auf der einen Seite zurückstecken muss und auf der anderen hemmungslos angehimmelt wird. Der Mann hat vatermäßig noch mal eine riesige Schippe draufgelegt, auch weil er jetzt einen anderen Job und mehr Zeit hat. Und ich selbst habe tatsächlich nicht immer zuerst gedacht, was die anderen denken oder machen würden, sondern einfach getan, was sich für mich gut angefühlt hat. Das war und ist herrlich.

Was würden Sie Müttern, die ihr erstes Baby bekommen, aus der Perspektive der Zweit-
gebärenden raten?

Ich würde Erstmüttern gar nichts raten. Die kriegen schon „schlaue“ Tipps genug. Viel lieber bestärke ich sie in ihrer eigenen Art, Mutter zu sein, und begegne ihnen mit empathisch offenen Ohren und Armen.

Sie schreiben mit sehr viel Humor und Selbstironie. Wie bewahren Sie sich beides im stressigen Alltag?

Ohne Humor wäre ich am Arsch. Ich bin so dankbar, dass ich über mich und die meisten Situationen Witze machen kann, weil das vieles leichter macht. Zum Glück muss ich mich nicht anstrengen, um mir das zu bewahren, das passiert einfach so. Und zum Glück tickt mein Mann genauso und auch unsere Kinder haben schon einen guten Sinn für Humor.

Haben Sie mit Ihren Kindern eine Still-, Krabbel- oder PEKiP-Gruppe besucht? 

Mit meinem Sohn war ich beim PEKiP. Das wollte ich erst nicht, aber fand es dann echt toll, weil die Mütter in der Gruppe so super waren. Mit meiner Tochter habe ich, Asche auf mein Haupt, bis jetzt nicht einen einzigen Kurs besucht. Aber während mir mit meinem ersten Baby zu Hause häufig die Decke auf den Kopf fiel, habe ich beim zweiten die Zeit, die wir allein hatten, einfach so genossen.

Wie hat Sie das Muttersein verändert und wie bewahren Sie Ihr ursprüngliches Ich?

Ich bin müder und versuche, mich mit dekorativer Kosmetik halbwegs in vorkindliche Zustände zu versetzen. Darüber hinaus bin ich selbstbewusster geworden und mache mir nicht mehr so viele Gedanken um die Meinungen anderer Leute. Stattdessen denke ich irgendwie automatisch an meine Kinder und meine Familie, was ich wunderbar finde, weil ich dabei merke, dass mir ganz vieles, was mich vorher schon mal genervt hat, tatsächlich immer egaler wird.

Wie bringen Sie Job und Familie im Alltag auf die Reihe?

Das klappt eigentlich ganz gut, weil ich freiberuflich arbeite und selten Jobs habe, die sofort fertig sein müssen. Auch unterstützen mein Mann und ich uns gegenseitig. Wir können, wenn es bei ihm oder mir mal stressiger ist oder die Kinder krank werden, gut auf-einander zählen. Problematisch wird es allerdings, wenn wir darum streiten, wessen Job denn jetzt wichtiger ist, oder wenn die Sommerferien gefühlte vier Jahre dauern.

Wenn Sie ein paar Stunden nur für sich haben, was ist Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Ich sticke. Oder ich stricke. Oder ich fange eine neue Serie an. Oder ich treffe mich mit FreundInnen. Oder ich gehe zum Fußball. Oder auf ein Konzert. Oder ich liege einfach nur rum und überlege, was von diesen Sachen ich jetzt am liebsten tun würde, und dann ist die Alleinezeit auch schon wieder rum und ein Kind springt auf mich drauf.

 

Rike Drust Muttergefühle zweites KindRike Drust arbeitet von 9 bis 14 Uhr als freie Texterin für die Werbebranche. Von 14 bis 9 Uhr erzieht sie ihre beiden Kinder. Ihr neues Buch „Muttergefühle. Zwei“ ist im C. Bertelsmann Verlag erschienen und kostet 15 Euro.

 

 

 

 

Bist du bereit fürs zweite Kind? Unsere Checkliste verrät dir mehr darüber.

Fotos: Andrea Küster

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