Mom-Bashing: Total überbewertet oder traurige Realität?

MUM, Menschen

Stefanie Staiger

Was ist eigentlich Mom-Bashing? Sind Mütter einander die größten Feinde? Lästern, vergleichen und konkurrieren die Mamas wirklich ständig? Oder wird das Thema in den Medien und sozialen Netzwerken hochgekocht? Wir haben zwei Mütter gefragt, ob sie Mom-Bashing aus ihrem Alltag mit Kindern kennen.

„Mom-Bashing? Kenne ich zum Glück nicht!“

Stefanie Tormöhlen ist Mutter von zwei Teenagern im Alter von 13 und 15 Jahren. Als ihre Kinder klein waren, war Mom-Bashing noch kein Begriff.

Für mich ist Mom-Bashing kein Thema. Ich kenne das zum Glück nicht. Ich fand den Begriff interessant, als ich ihn das erste Mal gelesen habe. Gleichzeitig habe ich mich gefragt: „Warum macht man das?“ Als meine Kinder noch klein waren, war mein Kontakt zu anderen Müttern eher freundschaftlich. Man hat sich ausgetauscht. Die anderen haben ihre Erfahrungen mitgeteilt, ich habe von meinen berichtet. Ich habe für mich herausgezogen, was hilfreich war. Alles war sehr neutral und nett. Klar vergleicht man sich mal mit anderen Müttern und guckt, wie die das machen. Ich denke, das ist ganz normal.

Aber dass es ein permanenter Wettkampf gewesen wäre: „Wer stillt länger? Hat den schickeren Kinderwagen? Füttert den besten Biobrei? Ist die perfekte Mama?“ und man sich gegenseitig gebasht hätte, daran kann ich mich nicht erinnern. Ich glaube, das ist eher ein Thema unter den selbsternannten Szenemüttern in den Großstädten. Und es wird natürlich auch befeuert durch die sozialen Netzwerke und Blogs. Da fallen alle Hemmungen.

„Mehr Respekt und Toleranz unter Müttern!“

Ich bin oft erstaunt, wie scharf sich Frauen in Mütterforen manchmal angreifen. Wenn mich eine andere Mama derart angeht, würde ich  versuchen, es an mir abprallen zu lassen. Ich habe mich als Mutter immer auf mein Bauchgefühl verlassen und bin damit eigentlich sehr gut gefahren. Jede Frau hat das Recht, ihre Kinder zu erziehen, wie sie es für richtig hält. Solange das Kindeswohl nicht in Gefahr ist, besteht kein Anlass, sich massiv einzumischen. Ich finde es traurig und schade, dass es offenbar nur wenig Solidarität und Freundschaft unter den Müttern gibt. Mehr Respekt und Toleranz würden gut tun. Schließlich sitzen wir Mütter alle in einem Boot. Deshalb, Mamas: Habt euch lieb!

„Permanentes Kritisieren und Abwerten – leider wahr.“

Viola Herrmann ist Lehrerin, Bloggerin und Mutter von vier Kindern zwischen 3 und 13 Jahren. Sie kennt Mom-Bashing aus eigener Erfahrung.

Kritisieren, abwerten, Ansichten aufdrängen. Welches Recht nehmen sich Mütter heraus, über andere zu urteilen? Mom-Bashing hieß früher schlicht Lästern. Besonders gut gemeint war dieses Reden über andere noch nie. Allein die Tatsache, dass sich für das Gezanke unter Müttern inzwischen ein eigener Begriff etabliert hat, zeigt, welche Dimension das Thema erreicht hat. Früher habe ich auch gern gelästert. Mit 12. Da wurde nach der Schule mit der Freundin erörtert, wer welchen Mist gebaut hat. Mit 16 auch noch, da nahmen die Jungs dann die meiste Zeit des Gesprächs ein. Auch mit Mitte 20 boten die Hörsäle und Discobesuche Anlass zu Lästereien, abfälligen Vergleichen und wenig empathischen Äußerungen über andere.

Aber irgendwann war damit Schluss! Nicht zwingend mit dem ersten Kind, aber doch ab einem gewissen Reifegrad habe ich erkannt, dass ich mit Lästereien nur meine Zeit verschwende. Letztlich ist Lästern nichts anderes als der Versuch, sich selber besser dastehen zu lassen.

„Mütter lassen sich verrückt machen“

Als meine Tochter vor 13 Jahren geboren wurde, war mir klar: Alle Mamas, die ich den Kinderwagen schieben sah, sind Heldinnen! Sie schlafen genauso wenig wie ich, versorgen ihr Baby mit Engelsgeduld, bemühen sich mit dem Stillen und tun alles, damit es ihrem Kind gut geht. Ich dachte, wir Mütter wären durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden, da wir ähnliche Dinge erleben, ähnliche Freuden und Probleme teilen. Weit gefehlt! Von verbalen Spitzen im PEKiP-Kurs über kritische Äußerungen bei der Babymassage bis hin zu abschätzigen Blicken beim Kinderturnen habe ich alles erlebt.

Das Schlimme ist, dass sich viele Mütter von solchen Äußerungen verrückt machen lassen. Sie hören auf, ihrem Bauchgefühl zu trauen. Stattdessen folgen sie den Ratschlägen anderer, die es scheinbar besser wissen als man selber. Tun sie aber nicht. Inzwischen habe ich vier Kinder von 3 bis 13 Jahren. Ich habe so viele Erfahrungen gesammelt, dass ich zu jedem Thema etwas sagen könnte. Mache ich aber nicht. Mom-Bashing? Ohne mich!

Eine Mutter, die ebenfalls Erfahrung in Sachen Mom-Bashing hat, ist Autorin Laura Ewert. Lest hier ihren Artikel zu Thema Mommy Wars

Foto: Brooke Lark / unsplash.com

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