Mit Wohnmobil und Kind durch Europa: Normandie Teil 2

FAMILIE, Reise

Loreen, Matze und Tochter Tilli (2) nehmen uns in diesem Sommer mit auf ihre dreimonatige Reise in ihrem Wohnmobil Elton. Ziel: Unbekannt! Wir haben unter anderem schon berichtet, wie die Familie an die Ostsee und nach Dänemark fuhr. Dieses Mal geht es nach einem kurzen Abstecher in die Heimat weiter nach Frankreich.

Text und Fotos: Loreen Hinz

Wir überqueren bei Le Havre die Seine und den Pont de Normandie und tuckern weiter die Küste entlang. Es geht vorbei an Deauville, einem sehr französischen, sehr hübschen, malerischen Ort, der mir in Erinnerung bleiben wird. Ein Ort geht hier in den nächsten über, es ist mühselig, sich mit unserer rollenden Schrankwand von Ampel zu Ampel zu kämpfen.
Wir parken schließlich bei Arromanches an der Steilküste mit schönem Blick auf die Überreste des Hafens aus dem Zweiten Weltkrieg und laufen in den kleinen Ort. Tilli staunt über die ausgestellten Panzer und tobt am Strand.

In Arromanches gibt es Geschichte zum Anfassen

 

Auf dem Rückweg nehmen wir die kleine Bahn zurück zum Parkplatz und Tilli ist so begeistert vom Bahnfahren, dass sie sich mit viel Geschrei beim Aussteigen an der Tür festklammert. Am Abend duschen wir im schuhkartongroßen Bad unseres Wohnmobils Elton und werfen dafür unseren Boiler an. Warmes Wasser ist ein weiteres Highlight für Tilli, das kennt sie bisher in unserem Bus noch nicht. Geduscht hatten wir bislang immer nur auswärts, da dies einen guten Teil unseres 100 Liter großen Wassertanks verbraucht.

Am nächsten Tag fahren wir zum amerikanischen Soldatenfriedhof, bei dem Tilli entgegen der Regeln fröhlich zwischen den tausenden weißen Kreuzen, die für die gefallenen Soldaten dort errichtet wurden, hin und her rennt. Für sie ist dieses beeindruckende Mahnmal ein riesiger Spielgarten.

Die Bedeutung des Soldatenfriedhofs in der Nähe von Colleville-sur-Mer erschließt sich einer Zweijährigen natürlich noch nicht

 

Wir lassen die Landungsbucht hinter uns und fahren über die Schnellstraße zum Pointe de Barfleur, einem wunderschönen Naturschutzgebiet mit Leuchtturm an der nördlichen Spitze der Manche. Hier verbringen wir zwei sehr schöne Tage, wir laufen bei Ebbe über die Felsen, sammeln an einem kleinen Naturstrand Jakobsmuscheln, besteigen die schweißtreibenden 365 Stufen des Leuchtturms. Von einer deutschen Familie bekommt Tilli einen Kescher geschenkt, ein lang gehegter Wunsch von ihr, und mit Feuereifer fischt sie bei der einsetzenden Flut zwischen den Felsen. Ihre ‚Fischeee‘-Rufe schallen über das ganze Kap.

Fette Beute: Die Frage ist nur, was Tilli da alles aus dem Meer fischt …

 

Wenn das Kind im Bett ist, lassen wir die Abende bei dramatischen Sonnenuntergängen mit normannischem Cidre und Schokolade ausklingen. In der letzten Nacht nimmt uns Tilli die Entscheidung ab, ob wir auf einen Campingplatz fahren wollen – unser Mädchen, das seit einem Jahr trocken ist, trinkt zum Abendbrot zuviel und pullert ins Bett. Um Mitternacht kramen wir die Ersatzbettwäsche und die Wolldecke raus und beziehen das gesamte Bett neu. Jetzt muss also eine Waschmaschine angesteuert werden.

Am nächsten Morgen fahren wir zu einem Campingplatz an die Westküste der Manche, der in einem Blog wärmstens empfohlen wurde, um Wäsche zu waschen und zu duschen. Da wir aber in der letzten Woche der Hochsaison sind, werden dort astronomische Preise verlangt und wir fahren weiter zum nächstgrößeren Ort Les Pieux und probieren freestyle unser Glück. An diesem Tag ist in Frankreich Feiertag,  es ist sommerlich warm, das Städtchen ist ausgestorben. Fast auf Anhieb finden wir einen Waschsalon und während unsere Wäsche wäscht, setzen wir uns in ein nahegelegenes Café und trinken ein Käffchen, Tilli bekommt ihren ersten Kakao.

Abwarten und Kaffee trinken (oder auch Kakao): Loreen und Tilli versüßen sich die Wartezeit, bis die Wäsche fertig ist

 

Anschließend fahren wir weiter, erst zu dem völlig überfüllten Strandparkplatz von Les Pieux und dann weiter an der Küste, Richtung Norden. Bei Biville finden wir in einem Nationalpark einen wunderschönen abgelegenen Strandparkplatz, der mitten zwischen den mit Heidekraut bewachsenen Dünen liegt. Wir erkunden den Strand und die Dünen, Tilli nutzt die Gelegenheit und geht mit ihrem Kescher fischen. Am Abend stehen wir fast alleine auf dem Platz, genießen die Stille und die Sterne. Und den Sturm.

So einen reiseführertauglichen Stellplatz findet man leider nicht alle Tage

 

Den Vormittag verbringen wir noch auf dem Platz, Tilli malt auf ihrem neuen Kindertisch und nachdem sie endlich den Dreh mit der Schere raus hat, schneidet sie voller Begeisterung den ganzen Vormittag Blümchen auf der umliegenden Heide.

Kurz vor dem Mittagessen fahren wir die kurze Strecke zum Nez de Jobourg und spazieren auf den Klippen der Steilküste. Weiter Richtung Auderville und dem Cap de la Hague. Auf dem Weg dorthin kommen wir auf einer kleinen, engen Küstenstraße an einer sehr schönen, abgelegenen Bucht vorbei, die wohl nur von Einheimischen frequentiert wird. Das Wetter ist sommerlich und wir machen einen spontanen Badestop. Ein wenig abseits der Badenden finden wir eine kleine geschützte und von niedrigen Felsen umgebene Bucht für uns ganz allein, inklusive einer natürlichen „Badewanne“ für Tilli mit warmem Meerwasser, das sich bei Ebbe in einer großen Vertiefung gesammelt hatte und ganz viel Sand zum Buddeln. Die einsetzende Flut treibt uns nach zwei entspannten Badestunden wieder zum Bus und mit einem Abstecher zum Cap de la Hague übernachten wir beim Nez de Jobourg.

Buddeln, Fischen, Plantschen: Bei Ebbe ist der Strand ein Paradies für Kinder

 

Dann geht es weiter entlang der Küste, mit Badestop bei heißem Wetter an einem weitläufigen Dünenstrand bei St. Germain sur Ay und Übernachtung auf einem überfüllten, lauten Restaurantparkplatz am Strand bei Agon-Coutainville. Tilli hat auf dem Weg einen weißen Tiger in einem winzigen Zirkuskäfig gesehen, der sie die ganze weitere Fahrt beschäftigt und sie ist hin- und hergerissen zwischen kindlichem Mitleid und brennender Neugier.
Der nächste Tag führt uns in die Nähe von Mont St. Michel, der Kirchenstadt, die auf einem Felsen im Meer gebaut wurde und bei Ebbe von Watt umgeben ist. Bei einem Spaziergang am Strand können wir das Felsstädtchen in der Ferne sehen. Tilli buddelt am Strand, Matze und ich schauen entspannt aufs Meer, beobachten die langsam nahende Flut. Am Abend haben wir ein höchst unbefriedigendes, fetttriefendes Grillerlebnis mit französischen Würstchen und mitten in der Nacht bekommt das Auto direkt neben uns seine Alarmanlage nicht unter Kontrolle. Happy Birthday, Matze!

Im Hintergrund klein zu erkennen: Mont St. Michel auf der Felseninsel

Hier findet ihr alle Reiseberichte aus dieser Serie.

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