Baby trinkt Milch Kuhmilch Ersatzprodukte

Kuhmilch für Kinder: Ja oder nein?

BABY, Food

Isabelle Jänchen

Sobald Babys ins Beikostalter kommen, stehen viele Mütter vor der Frage, ob und wann sie ihrem Kind Kuhmilch geben sollen und was es für Alternativen gibt, die sich als Ergänzung im täglichen Ernährungsplan der Kinder eignen. Wir haben bei Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung nachgefragt.

Frau Restemeyer, ab wann empfehlen Sie den Einsatz von Milchprodukten bei Babys?

Geringe Mengen an Vollmilch, wie sie im Vollmilch-Getreide-Brei enthalten sind, sollten frühestens ab dem sechsten Monat gefüttert werden. Bis zu 200 Milliliter Kuhmilch pro Tag können für die Zubereitung des Breis verwendet werden. Sobald die Breimahlzeit durch eine Brotmahlzeit ersetzt wird, kann dieselbe Menge Milch zum Trinken aus einem Glas oder Becher angeboten werden. Wenn Säuglinge zu viel Eiweiß über Milch und Milchprodukte aufnehmen, könnte das mit einem höheren Risiko für Übergewicht verbunden sein, wie Untersuchungen gezeigt haben. Sobald Kuhmilch gegen Ende des ersten Lebensjahrs zum Trinken gegeben wird, sollte es anfangs eine kleine Menge bleiben. Wählen Sie pasteurisierte oder ultrahoch erhitzte Milch. Roh- und Vorzugsmilch eignen sich nicht, da sie oft Keime enthalten, die das Baby krank machen können. In frischer, länger frischer oder haltbarer Milch aus dem Supermarkt sind diese Keime nicht mehr enthalten.
Der Einsatz von Kuhmilch ist ein umstrittenes Thema. Warum ist Kuhmilch in Ihren Augen für Kleinkinder geeignet?
 Milch und Milchprodukte sind leicht verdauliche und schnelle Energielieferanten. Sie enthalten hochwertiges Protein, das vor allem bei fleischloser Kost für den Muskelaufbau und -erhalt unverzichtbar ist. Darüber hinaus liefern sie bedeutende Mengen Vitamin A und D, B-Vitamine, Jod sowie Calcium. Calcium ist mengenmäßig der wichtigste Mineralstoff im menschlichen Körper, der vor allem für die Stabilisierung der Knochensubstanz unverzichtbar ist. Kinder zwischen einem und drei Jahren brauchen darum täglich etwa 300 Milliliter Milch und Milchprodukte, am besten auf drei Portionen verteilt: morgens ein Glas Milch, nachmittags ein kleiner Becher Joghurt und abends ein Brot mit Käse.

Was, wenn das Kind auf Kuhmilch allergisch reagiert?

Bild: GettyImages

Wenn Ihr Kind betroffen ist, lassen Sie sich von einer auf Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten spezialisierten Ernährungsfachkraft unterstützen. Zusätzlich 
können Sie Ihrem Kind auch mit Calcium
 angereicherten Fruchtsaft oder sehr calcium
reiches Mineralwasser geben. Auch manche
Gemüse enthalten viel
 Calcium, z. B. Grün
kohl, Spinat und Fenchel. Da die meisten
 Kinder aber keine gro
ßen Gemüsemengen 
essen, ist eine ausreichende Calciumzufuhr 
allein über Gemüse kaum zu erreichen. Milch ist außerdem ein wichtiger Lieferant von Vitamin B2. Darüber hinaus gibt es viele andere herkömmliche Lebensmittel, die ebenfalls viel Vitamin B2 enthalten. Dies sind z. B. Fleisch, Hülsenfrüchte und manche Gemüsesorten, vor allem Spinat, Brokkoli und Mangold. Milch trägt wesentlich zur Versorgung mit Jod bei. Achten Sie daher bei der Ernährung Ihres Kindes darauf, dass bei Verzicht auf Kuhmilch andere Jodquellen gut genutzt werden: Bieten Sie mindestens einmal in der Woche eine Mahlzeit mit Seefisch an. Verwenden Sie beim Kochen und Backen grundsätzlich Jodsalz mit Fluorid. Achten Sie bei Brot und Backwaren, Käse und Wurst sowie Fertigprodukten darauf, dass diese mit Jodsalz hergestellt werden.

Ist zum Beispiel Ziegenmilch ein gleichwertiger Ersatz für Kuhmilch?

Milch anderer Tierarten wie Ziege oder Schaf und Produkte daraus sind als Ersatz bei einer Kuhmilchallergie nicht geeignet. Sie können ebenso wie Kuhmilch Allergien auslösen.


Es gibt ja auch Soja-, Hafer- oder Reismilch. Können Sie diese empfehlen?

Wichtig ist: Im ersten Lebensjahr sollten Milchmahlzeiten grundsätzlich aus Muttermilch oder Säuglingsmilchnahrungen bestehen. Säuglinge mit einer Kuhmilchprotein-Allergie sollten laut Empfehlungen mit extensiv hydrolysierten Formula ernährt werden. Bei dieser Spezialnahrung ist das enthaltene Milchprotein so klein gespalten, dass es in der Regel keine allergischen Reaktionen auslöst. Auch wenn pflanzliche Milchalternativen nicht als Ersatz von Milchnahrung im Säuglingsalter geeignet sind und zudem den Nährstoffbedarf nicht im gleichen Maße wie Kuhmilch decken, können sie zur Ergänzung des Speiseplans oder als küchentechnischer Milchersatz beim Kochen oder Backen für Kinder verwendet werden. Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung von Kleinkindern/ Kindern stellen sie aber keine ausschließliche Alternative dar.

Was, wenn Eltern dennoch auf Kuhmilch verzichten und pflanzliche Alternativen geben?

Die ernährungsphysiologische Qualität pflanzlicher Milchersatzprodukte weist große Unterschiede auf – abhängig von den verwendeten Rohstoffen, eventuellen Anreicherungen und dem Zusatz von Süßungsmitteln. Wird Kuhmilch ohne das nötige Hintergrundwissen durch Pflanzendrinks ersetzt, kann dies zu Nährstoffmangel führen.

Pflanzliche Milch – eine Alternative für Kinder? Bild: GettyImages

Sojadrink

Sojadrinks liefern nahezu so viel Protein wie Kuhmilch, jedoch kann das enthaltene Eiweiß weniger gut verwertet werden als das in Kuhmilch. Sojadrinks enthalten weniger Fett und etwas weniger Kohlenhydrate, es sei denn, es wurde Zucker zugesetzt. Außerdem steckt mehr Eisen drin. Geeignet sind Sojadrinks für Menschen mit Lactoseintoleranz und Zöliakie. Milchallergiker reagieren häufig auch auf Soja. Calcium sollte zugesetzt sein.

Haferdrink

Haferdrinks sollten erst ab dem ersten Lebensjahr verzehrt werden. Im Vergleich zu Kuhmilch enthalten sie nur wenig Eiweiß. Sie können eine gute Milchalternative darstellen, wenn eine Milcheiweißallergie besteht. Für eine angemessene Calciumzufuhr sind Haferdrinks häufig mit Calcium angereichert.

Reisdrink

Als Milchersatz für Babys und Kleinkinder ist der Reisdrink wegen der fehlenden Nährstoffe nicht geeignet. Dazu kommt, dass Reisprodukte geringe Mengen an Arsen enthalten können (BfR), die bei Kindern unter fünf Jahren sogar Vergiftungen hervorrufen können! Hier ist also Vorsicht geboten. Reisdrinks sind sehr reich an Kohlenhydraten und von allen Milchersatzprodukten am wenigsten allergieträchtig.

Hier gibt es einen Überblick über die weiteren Themen aus der Luna mum 29.

Titelbild: Getty images

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